Selbstwahrnehmung: Dein Weg ist nicht der einzige Weg.
Der Mensch unterscheidet sich durch seine mentalen Fähigkeiten vom Tier. Seine Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung birgt jedoch eine Falle in sich, die viele von uns bis ins hohe Alter nicht erkennen. Schon im Kindesalter, vor allem aber in der Jugend, nimmt der Glaube zu, dass „ich“ es besser weiß, als die anderen. „Ich“ bin klüger, schlauer und vor allem, mache „ich“ es richtig. Untersuchen wir diese Annahmen.
Selbstwahrnehmung oder Fehlwahrnehmung
Selbstwahrnehmung ist eine mentale Fähigkeit, die es uns ermöglicht, die Welt auf eine ganz bestimmte Weise wahrzunehmen: nämlich auf unsere. Eine großartige Sache auf der Ebene des großen Ganzen, im gesellschaftlichen Leben meistens jedoch mit Problemen behaftet.
Betrachtet man sich als Teil des unendlichen Lebens, des Universums, des großen Ganzen, so wird verständlich, dass dieses sich auf so unterschiedliche Weise wie möglich erleben will.
Es gibt keine zwei gleichen Organismen, die das Leben auf dieselbe Art erfahren!
Wir begehen folgenden Fehler: Wir sehen uns als getrenntes, kleines Individuum, das ein Leben zu leben hat. Damit rücken wir uns in den Mittelpunkt des Universums, was mit all dem geschichtlichen Wissen, das wir über die Vergangenheit haben, jedem unlogisch erscheinen müsste. Und doch leben wir nach dem Konzept „Ich habe ein Leben von der Geburt bis zum Tod zu führen“, statt uns als das Leben selbst zu sehen.
Den Menschen gibt es seit ungefähr 300 000 Jahren. Schätzungen zufolge haben seither ca. 100 Milliarden Menschen auf der Erde gelebt. Sie haben alle möglichen Zeiten, Religionen, Traditionen, Staatsformen, Regierungssysteme und Gesetze erlebt. Milliarden Wege wurden also bisher gegangen. Glaubst du, dass dein Weg der einzig richtige ist?
Selbstwahrnehmung und Überschätzung
Diese Arroganz scheint jedem von uns innezuwohnen, und ist vor allem in unseren Teenagerjahren bzw. im höheren Alter stark ausgeprägt. Die jungen Jahre sind durch unsere Unerfahrenheit gekennzeichnet, die uns ignorant macht und das höhere Alter durch all die Erfahrungen, die uns überheblich machen.
Was für mich funktioniert, ist der einzig wahre Weg, so glauben viele. Und selbst was nicht für mich funktioniert, wird selbstgefällig an andere weitergegeben. Wenn wir das Leid überstanden haben, dann sollen die anderen es doch nicht einfacher haben als wir, oder?
„Die ganze Welt sollte so sein und denken wie ich, dann wäre alles gut.“
Der Fehlgedanke bei ignoranten Menschen ist, dass sie sich selbst in den Mittelpunkt stellen und nicht die Fähigkeit besitzen, ihr Bewusstsein derart zu erweitern, um die große Gesamtheit zu sehen.
Betrachten wir einen Schwarm Vögel oder Fische oder eine Ameisenkolonie, so haben wir keine Schwierigkeiten zu begreifen, dass sie Teil einer Gemeinschaft in der Evolution der Natur sind und keine Einzelkämpfer. Doch der Vergleich zu unserer menschlichen Spezies will nicht recht gelingen.
Auch, dass alles ein Teil des anderen ist, so wie Berge, die Meere und alle Lebewesen zur Erde gehören oder der Planet Erde zu unserem Sonnensystem, und dieses zum Universum – es ist alles ein großes Ganzes, das miteinander verbunden ist!
Niemand ist hier, um für sich alleine zu kämpfen. Und die Geschichte beweist uns, dass jeder, der diesen Fehlgedanken gelebt hat, Unglück über sich und andere bringt.
Sei Teil des großen Ganzen
Wie kann man sich selbst aus der Falle befreien und die Selbstwahrnehmung ändern?
♦ Nimm den Fokus weg von dir und deiner Geschichte. Identifiziere dich nicht so stark mit ihr. Erkenne an, dass andere eine andere Geschichte haben als du, und dass sie sich diese nicht ausgesucht haben. Du hast dir deine schließlich auch nicht ausgesucht.
♦ Verstehe, dass diese Erfahrungen jeden von uns auf unterschiedliche Weise geprägt haben. Natürlich denkt und fühlt und erlebt jeder die Welt anders! So soll es auch sein. Ist das Leben nicht erstaunlich? Du hast nichts davon erschaffen. Du bist einfach hier. Genau wie alle anderen.
♦ Ist es nicht toll, dass jeder von uns so einzigartig ist? Denk an all die großen Leistungen, die der Mensch vollbracht hat. Weißt du, dass es oft genau jene waren, die nicht mit dem Strom geschwommen sind, die dafür verantwortlich sind? Jene, die verspottet wurden, weil sie nicht den „konventionellen“ Weg gegangen sind?
Noch ein paar Fragen
♦ Magst du es, belehrt zu werden?
♦ Gefällt es dir, wenn andere dir sagen, was du tun sollst?
♦ Genießt du es, wenn man dir sagt, dass du im Unrecht bist und etwas „falsch“ gemacht hast?
Was wir selbst nicht mögen, sollten wir anderen nicht zumuten. Es ist eigentlich ganz einfach. Wir möchten von allen verstanden werden, machen uns selbst allerdings kaum die Mühe, die anderen zu verstehen.
♦ Glaubst du wirklich, die Welt wäre gut, wenn alle so wären und lebten wie du? Wie viel Fortschritt würde es geben? Wie wäre der Entwicklungsstand des Planeten, wenn alle so wären und dachten wie du?
♦ Wärst du gerne in einer Partnerschaft mit dir? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Was könntest du lernen?
Sehr viele Beziehungen scheitern, weil die Partner einander nicht verstehen, aneinander vorbeireden, sich bevormunden oder kontrollieren. Wenn wir es noch nicht einmal schaffen, zu zweit in Harmonie zu leben, wie können wir eine Welt erwarten, die in Harmonie lebt?
Selbstwahrnehmung ist eine fantastische mentale Fähigkeit, wenn wir lernen, sie zu nutzen. Die Welt, wie wir sie sehen, ist eine Projektion dieses Selbst. Wenn wir etwas verändern wollen, gibt es dafür nur einen Weg: Sich selbst verändern. Nur dadurch verändern wir die Welt.
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