Von schüchtern zu selbstbewusst: So gelingt’s!

Dez 19, 2022

Du irrst lieber eine Stunde umher, bevor du nach dem Weg fragst? Du meldest dich nicht im Meeting zu Wort, wenn du nicht direkt angesprochen wirst? Kommt dir das bekannt vor? Woher Schüchternheit kommt und wie du ihr begegnen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Das Video mit Anna zum Blog gibt’s auf YouTube

Warum du schüchtern bist und wie du Schüchternheit überwinden kannst

Ist Schüchternheit erlernt?

Schüchtern, hochsensibel, ruhig, introvertiert – das wird in unserer Gesellschaft gerne mit einer Schwäche gleichgesetzt.

Ich weiß gar nicht, wie oft in meinem Leben ich mir anhören durfte, dass ich immer so ruhig bin, dass ich so wenig spreche, dass ich so zurückhaltend bin – und das klang jedes Mal wie ein Vorwurf. Und wenn ich mich dann gezwungen habe, über meinen Schatten zu springen, und mich dann lächerlich gemacht habe, dann habe ich wochenlang unter meinen Selbstvorwürfen und Schamgefühlen gelitten. Wenigstens kann ich heute darüber lachen.

Ich weiß nicht, ob das bei euch auch so war, aber bei uns gab es in der Schule und beim Studium Mitarbeitspunkte, was so viel hieß wie, man müsse oft aufzeigen und etwas sagen oder fragen, dann bekam man eine bessere Note. Es wurde einem also bereits früh vermittelt, dass es besser ist, wenn man sich mitteilt und spricht; wer still ist, der sei wohl auch unaufmerksam oder desinteressiert – jedenfalls gibt’s keine Punkte fürs still sein.

Und als Kind hören wir nicht »es ist besser«, sondern »DU wärst besser«, wenn du das und jenes tätest. Also halten wir uns für nicht Ordnung, so wie wir sind.

Schon am Kinderspielplatz lässt sich beobachten, dass manche Kinder forscher und andere zurückhaltender sind. Manche schauen lieber zu, während andere sehr aktiv und kontaktfreudig sind. Und das ist nichts typisch Menschliches: Wer schon einmal einen Wurf Katzen oder Welpen beobachtet hat, wird dort das gleiche Phänomen feststellen.

Wir geben den Dingen Bedeutung

Aber der Mensch kann diesen Dingen Bedeutung geben. Er entscheidet: Das ist eine gute Eigenschaft und das nicht. Aktiv zu sein ist besser, als der passive Beobachter zu sein. Das nennen wir dann träge oder faul und diese Worte sind mit einer negativen Konnotation behaftet.

Vorsichtig und zurückhaltend zu sein, nennen wir schüchtern, und sogleich stellen wir fest: Der oder die wird es schwer im Leben haben, denn man muss offen und kontaktfreudig sein, um später gut netzwerken zu können.

Und ohne Netzwerk kein Erfolg, und ohne Erfolg kein Geld, kein Spaß, kein toller Partner und was wir persönlich damit assoziieren.

Wir beginnen also irgendwann unserem Verhalten Bedeutung zu geben und uns in Schubladen stecken zu lassen.

Aber, auch der vermeintlich Schüchterne ist nicht immer schüchtern. Der Introvertierte ist nicht immer introvertiert. Und der Passive nicht immer passiv. Bei den Eltern, den Geschwistern oder dem Partner ist man plötzlich gar nicht schüchtern. Und wenn der Ruhige über ein Thema sprechen darf, das ihn fasziniert, ist er jäh gesprächig – ja fast schon geschwätzig.

Es kommt also auch auf das Umfeld an, welche Seiten von uns zum Vorschein kommen. Sie sind all da. Alle. Das Biest steckt in jedem von uns ebenso wie das Lamm.

Glaube mir, die schüchterne Person, die sich nicht traut nach dem Weg zu fragen, wird, wenn ihr Kind krank ist und ins Krankenhaus muss, die Leute auf der Straße förmlich anschreien, um den Weg zu erfahren.

Du hast keine Ahnung, welche Fähigkeiten in dir stecken, wenn du nicht in die Situationen und das Umfeld kommst, wo sie automatisch zum Vorschein kommen.

 

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Glaubenssätze

Aber weil wir diese Story von uns haben, bringen wir uns ja selbst nicht in diese Situationen. Und wenn wir irgendwo getriggert werden und uns nicht so verhalten, wie wir das gerne würden, dann sagen wir: Siehst du? Sag ich doch, dass ich das nicht kann. Ich bin eben zu schüchtern.

Aber wenn wir etwas zum ersten Mal machen, dann ist man eben aufgeregt und nervös – das ist normal: Der Sympathikus wird aktiviert, weil der Körper nicht weiß, ob wir in einer gefährlichen Situation sind oder nicht. 

Aber sobald wir etwas immer und immer wieder machen, erkennt der Körper, dass hier keine Gefahr besteht, und die Unsicherheit und Angst legen sich.

Und ich meine nicht, dass man sich desensibilisieren soll, indem man irgendwelche Techniken anwendet, um die Emotionen nicht zu erleben. Sondern wirklich die Gefühle durchleben und erkennen, dass keine Gefahr besteht.

Aber wir sehen es bereits als Gefahr, sich zu blamieren, und vor allem als Erwachsene meinen wir, in unserm Alter müsse man es schon besser wissen und besser können. Und deshalb verlassen wir unsere Komfortzone so viel seltener und ungern als noch als Kinder, Teenager oder in unseren 20ern.

Diese tief verwurzelten Glaubenssysteme sind es, die uns das Leben schwermachen.

»Ich kann niemanden ansprechen, weil ich so schüchtern bin, und dann stottere ich und verhasple mich beim Sprechen, und dann will niemand mehr etwas mit mir zu tun haben.«

»Ich werde mich blamieren und wie ein Idiot dastehen. Man wird mich für einen Schwächling und Dümmling halten. Dann werde ich abgelehnt.«

Und Ablehnung hat für den Menschen in früherer Zeit tatsächlich den Tod bedeutet, also kann man nachvollziehen, dass der Körper überreagiert, wenn er das Gefühl hat, in einer Gefahrensituation zu sein.

Stelle dir diese Fragen

Viele sagen, man muss sich einfach permanent in unangenehme Situationen bringen, um irgendwann abgestumpfter zu sein. Und bis zu einem gewissen Grad wird das auch helfen, keine Frage, aber langfristig gesehen, ist Selbsterkenntnis immer noch der Schlüssel zu wahrhafter emotionaler Freiheit.

  • Was bedeutet Schüchternsein für mich?
  • Wie fühlt sich das an? Wo fühle ich es?
  • Was denke ich über mich und die Welt, dass diese Gefühle auslöst? (Glaubenssätze)
    – Habe ich das Gefühl weniger wertvoll zu sein als andere?
    – Halte ich mich für nicht gut genug?
    – Glaube ich, ich müsste anders sein, als ich bin?
  • Wie schränkt mich das Schüchternsein ein? Woran hindert es mich?
  • Wie würde mein Leben aussehen, wenn ich nicht schüchtern wäre?

 

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 Selbsterkenntnis

Was also steckt hinter Aussagen wie »Ich bin eben schüchtern.« Die Angst sich zu blamieren, zu versagen oder abgelehnt zu werden? Begegne diesen Ängsten, anstatt sie abzulehnen und dein Leben um sie herum aufzubauen und nie nach den Sternen zu greifen, weil du glaubst, dass du nicht genug bist und kein Selbstvertrauen hast. Rede dir das nicht ein.

Introvertiert zu sein, hat damit übrigens nichts zu tun. Viele berühmte Persönlichkeiten wie Bill Gates, J. K. Rowling, Emma Watson oder Meryl Streep zählen sich ebenfalls dazu. Sie beziehen mehr Energie aus dem Alleinsein als aus der Interaktion mit anderen.

Aber sich als schüchtern zu bezeichnen und deshalb Situationen zu meiden, die dir Angst machen, hindert dich daran, aus dem Vollen zu schöpfen. Irgendwann empfindet man das Leben als mühselig und frustrierend, weil man nicht glaubt, seine Träume verwirklichen zu können.

Ein Verständnis für sich und seine körperlichen Reaktionen zu bekommen, ist deshalb so wichtig, weil es dir dabei hilft, sie zu akzeptieren, sie anzunehmen, statt zu versuchen, sie loszuwerden. Du entwickelst mehr Vertrauen in dich und das Leben und das wirkt sich unweigerlich auf dein ganzes Verhalten und deine Lebensumstände aus.

Du bist also nicht »schüchtern« geboren, sondern hast das Schüchternsein als eine Bewältigungsstrategie für dich entwickelt, um dich vor Verletzungen zu schützen.

Wenn du dich in Situationen bringst, die dich triggern, versuche nicht, dich von den unangenehmen Gefühlen abzulenken, sondern lasse sie zu; verstehe warum sie da sind und lerne dadurch sie loszulassen.

Meditation, Yoga, Atemübungen können helfen ein Körperbewusstsein zu schaffen und dich zu zentrieren, du verlagerst deinen Aufmerksamkeitsfokus und das kann dir ebenfalls helfen, alte Muster aufzulösen.

 

Wichtig ist, dass du dir nicht selbst den »Stempel« schüchtern aufdrückst und glaubst, es sei nichts zu ändern. Denke an Momente, in denen du so gar nicht schüchtern bist, und vertraue darauf, dass du diese Seiten stärken kannst.

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Die Autorin

Dr. Anna N. Kluger

Früher als Ärztin tätig, ist Anna heute Autorin, Mentorin und Entwicklerin des Online-Kurses „Endlich glücklich!“ Neben ihren Büchern und ihrem Kurs teilt sie ihr Wissen und ihre Expertise auf YouTube, ihrem Podcast „Du hast mehr Macht, als du denkst“ und ihrem Blog. Zur Autorenseite auf Amazon

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