Loslassen lernen und endlich abschließen
Loslassen fällt uns schwer, vor allem, weil wir die Gewohnheit schätzen. Denn eine Trennung nach einer langjährigen Beziehung bedeutet nicht nur, dass ein Mensch aus unserem Leben getreten ist. Eventuell wurden wir selbst unsanft aus einer Wohnung befördert und müssen uns einen neuen Schlafplatz suchen. So geht manches Beziehungsende mit einem kompletten Umkrempeln der Lebensumstände einher. Und wir wissen ja, wie gerne das Gewohnheitstier Mensch das mag. Neues. Unbekanntes. Ungewisses.
Bleib so wie du bist, Leben
Wer schon weiter in seiner Entwicklung nach einer Trennung ist, wird bei diesen Worten eine kribbelnde Aufregung in seiner Magengegend verspüren. Loslassen und neue Wege gehen, klingt dann spannend. Wer noch nicht so weit ist, wird den Drang unterdrücken müssen, sich zu übergeben.
Denn sich aus seiner Komfortzone zu bewegen, ist für die Mehrheit der Menschen etwas äußerst Unangenehmes, das man tunlichst vermeiden möchte.
Man möchte am liebsten, dass alles so bleibt, wie es ist. Auch wenn man zugegebenermaßen nicht mehr ganz so glücklich war wie zu Beginn der Beziehung. Na gut, da gab es schon ein paar größere Probleme. Aber zumindest wusste man, was kommt. Man war vorbereitet, das Gehirn und der Rest des Körpers hatten passende Programme zu allen bekannten Situationen abgespeichert.
Man hat sich über die Jahre dermaßen aufeinander eingespielt, dass man bezweifelt, nochmal jemanden zu finden, mit dem das so wäre. Was für ein Irrglaube! Ein paar Jahre mit jemand anderes, und du hast dich ebenso auf die neue Person eingespielt.
Du musst deine Rolle eben ein bisschen anpassen an das neue Drama, aber keine Sorge, du bist ein Gewohnheitstier, du wirst das hinbekommen. Und dann wirst du dir erneut nicht vorstellen können, dass es jemand anderes gäbe, mit dem es so sein könnte, wie jetzt.
Der Partner ist patzig oder zickt rum? Kein Problem, schnell im Gehirn nach der passenden Reaktion gesucht und play gedrückt. Tata! Ein Streit entsteht oder ein Partner wird besänftigt – je nachdem, ob bei dir die Software „Auf sie mit Gebrüll!“ oder „Bloß keine Konfrontation“ abgespeichert ist.
Loslassen als Software-Update
Außer konditioniertes Verhalten fortwährend abzuspulen wie eine hängengebliebene Schallplatte, ist der Mensch (ebenso wie jedes andere Lebewesen) noch auf etwas anderes programmiert: Entwicklung.
Nichts in diesem Leben bleibt gleich. Alles verändert sich. Aus einem Samen wird ein Baum, auf den Winter folgt der Frühling und über unsere heute reich besiedelte Erde, ergossen sich früher Lavaseen. Alles entwickelt sich und passt sich an sein Umfeld an. Du auch!
Bleibst du also stets in deinem gewohnten Umfeld, passt du dich automatisch daran an. Und schließlich beginnst du, dich damit zu identifizieren. Das bin ich. Vorher war es mir zwar egal, wenn meine Sachen in der ganzen Wohnung herumlagen, aber nachdem ich ein paar Jahre konditioniert wurde (irgendwann war das Nörgeln zuviel), bin ich heute ordnungsliebend. Okay, ich bin harmoniebedürftig. Ja ja, schon gut, ich hab mich nicht durchsetzen können!
Warum fällt uns das Loslassen so schwer, wenn wir doch scheinbar in der Lage sind, uns an alle neuen Gegebenheiten anzupassen?
Ich bin, was ich war
Loslassen wird zu einem Problem, weil wir uns über unsere Vergangenheit identifizieren. Wir definieren uns über unseren Namen, unsere Herkunft, Ausbildung und natürlich auch über unsere Partner. Mit kaum jemandem ist man so intim wie mit dem Partner. Viele haben sogar das Gefühl, sie könnten nur bei ihrem Geliebten sie selbst sein.
Wer wäre man schon, wenn einem all diese Erinnerungen genommen würden? (Siehe auch den Blogartikel: Wer bin ich wirklich?).
Doch selbst, wenn du nach einem Unfall eine Amnesie hättest und dich an absolut nichts mehr erinnern könntest, wärst du nicht trotzdem da? Ohne alles Wissen, das du dir je angeeignet hast – wärst du nicht hier?
Gab es nicht Momente des Glücks, bevor du deinen Partner kennengelernt hast? Bestimmt gab es die, und auch nach einer Trennung wird es diese wieder geben. Hier sind dein Vertrauen und deine Offenheit gefragt. Denn wenn du dich vor der Möglichkeit verschließt, dass du ein glückliches Leben ohne deinen Ex-Partner führen kannst, versperrst du dir viele Wege, die dich dahin führen könnten.
Warum Loslassen schwerfällt
Eine Trennung bedeutet nicht nur ein Loslassen vom Partner, sondern von unseren bekannten Gewohnheiten, wie wir oben gehört haben. Und der Schritt ins Ungewisse löst Angst aus und bringt uns in eine Stresssituation.
Die Angst vorm Ungewissen ist eine normale Reaktion, die als Schutzmechanismus dient. Doch wenn wir beginnen, negative Geschichten in Situationen zu interpretieren, dann geraten wir regelrecht in Panik.
Eine Trennung ist kein einfacher Prozess, aber sich noch zusätzlich in Gedanken wie „Ich werde nie mehr jemanden finden“ oder „Das ist das Schlimmste, was passieren konnte“ hineinzusteigern, erschweren das Loslassen und machen uns Angst.
Mache dir Folgendes bewusst: Unser Organismus ist darauf ausgerichtet, im Gleichgewicht (=Homöostase) zu bleiben und wir tendieren daher eher in die Richtung, unseren Gewohnheiten nachzukommen, als ständige Veränderungen vorzunehmen.
Wenn es nun aber doch zu einer großen Veränderung kommt (Trennung, Tod eines geliebten Menschen, Krankheit usw.), dann sind wir mit allen Mechanismen ausgestattet, um eine solche Herausforderung zu meistern und wieder in ein (neues) Gleichgewicht zu kommen.
Deshalb hier einige Tipps, um das Loslassen einfacher zu machen.
Wie Loslassen einfach wird
Akzeptiere die Veränderung
Es ist bereits geschehen und kein Widerstand deines Verstandes wird das ungeschehen machen. Es mag jetzt noch sehr weh tun, aber du weißt selbst, dass die Zeit alle Wunden heilt, und auch dieser Schmerz wird vorbei gehen. Du wirst gestärkt aus der Situation hervorkommen (siehe auch: Über eine Trennung hinwegkommen).
Sei offen für Neues
Es macht Angst, neue Wege zu beschreiten. Wo geht es hin? Wird der Weg steinig und holprig? Wo werde ich landen? Begreife, dass es im Leben keine hundertprozentige Sicherheit und Gewissheit geben wird. Niemals. Und das ist keine beängstigende, sondern eine befreiende Tatsache, denn du musst dein Leben nicht bis ins Detail planen. Wer stur mit seinem Plan durch die Welt marschiert, sieht gar nicht, was um ihn herum passiert und was ihm entgeht.
Ändere deine Sichtweise
Es ist alles eine Sicht der Dinge. Und Sichtweisen lassen sich ändern. Wenn du der festen Überzeugung bist, dass du bist 30 Millionär, mit Mann/Frau, drei Kindern und zwei Golden Retrievern sein solltest und dass das Leben vorbei ist, wenn du dieses Ziel nicht erreicht hast, dann ist es kein Wunder, wenn du frustriert und depressiv bist. Ändere deine Einstellung! Ich sage es nochmal: Das Leben lässt sich nicht planen! Schicksalsschläge und Unvorhergesehenes werden kommen, ganz bestimmt. Für den einen mehr und für den anderen vielleicht weniger (und auch das ist Ansichtssache). Aber es ist eine Einstellungssache, wie man damit umgehen möchte.
Es gibt Menschen, die viel durchmachen mussten, ob das Krankheiten oder der Verlust eines geliebten Menschen waren, und die trotzdem optimistisch sind und das Leben in seiner Gesamtheit positiv erleben.
Versuche, das Positive zu sehen und die Möglichkeiten, die sich nach einer Trennung ergeben. Durch einen Schicksalsschlag gewinnt man an Tiefe, man lernt das Leben und sich selbst besser kennen und wird aus dieser egozentrischen Blase geweckt, in der man sich befunden hat.
Entdecke dieses Leben in seiner Gesamtheit, dann wirst du erkennen, dass du nicht ein kleines Wesen bist, dass sich sein Glück zu erkämpfen hat. Du bist in diesem ganzen Leben und dieses ganze Leben ist in dir. Keine Trennung und kein Loslassen nötig.
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