Hochsensibilität: Das passiert im Gehirn
Hochsensibel zu sein, ist keine Wahl, die man hat. Gehirn und Nervensystem sind bei hochsensiblen Personen (HSP) tatsächlich anders verdrahtet und filtern die Reize aus der Umwelt weniger. Lärm, Licht, Gerüche, Bewegungen – bei Hochsensibilität nimm man all das ein wenig stärker war, und wir können uns in lauten Umgebungen schlechter konzentrieren, der Körper wird unruhig, der Geist schweift ab und wir fühlen uns schneller ausgelaugt.
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Fakten zur Hochsensibilität
Eine sensorische Empfindlichkeit wird übrigens auch bei einigen Tierarten, unter anderem Vögeln, Fischen, Hunden oder Affen beobachtet. Es handelt sich wohl um eine Überlebensstrategie, weil die ausgeprägte Achtsamkeit und Bewusstheit, sowohl bei der Nahrungssuche und Partnerwahl hilfreich ist, und gleichzeitig Bedrohungen frühzeitig erkennen lässt.
Neben Umweltreizen besteht die höhere Sensibilität vor allem für soziale Reize. Hochsensible Menschen werden stark von der Stimmung anderer beeinflusst. Es besteht eine größere Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse anderer und eine größere Reaktionsfähigkeit für diese Bedürfnisse.
Um die aufwändigere Verarbeitung von Reizen zu erleichtern, neigen hochsensible Menschen und Tiere dazu, innezuhalten und zu prüfen, bevor sie sich neuen Situationen nähert.
Sie sind in der Lage, mehr Hinweise aus der Umwelt wahrzunehmen, Dinge zu erkennen, die andere nicht erkennen, und in neuen oder ungewöhnlichen Situationen kluge Entscheidungen zu treffen, anstatt beispielsweise wahllos vorzupreschen, wie man bei weniger hochsensiblen Tieren beobachten konnte.
Studienergebnisse
In einer Studie aus dem Jahr 2014 wurde mittels funktioneller Magnetresonanztomographie die Gehirnaktivität hochsensibler Menschen auf positive und negative Bilder ihrer Partner und von Fremden gemessen wurde. Über alle Bedingungen hinweg zeigten die Ergebnisse eine Aktivierung von Hirnregionen, die
- an Aufmerksamkeit und Handlungsplanung,
- an der Integration von sensorischen Informationen,
- an emotionaler Sinngebung und
- Empathie beteiligt sind.
Was aber ist denn nun bei Hochsensiblen anders im Gehirn?
HSP haben mehr aktive Spiegelneuronen.
Das Spiegelneuronensystem ist eine Gruppe spezialisierter Neuronen, die die Handlungen und das Verhalten anderer »spiegeln«.
Die Idee dahinter ist, dass wir dank der Spiegelneuronen in der Lage sind, zunächst eine Handlung zu beobachten (»Was wird getan?«), dann die Absicht dieser Handlung zu verstehen (»Warum geschieht das?«) und schließlich die gleiche Handlung zu reproduzieren, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen (die motorische Komponente).
Sowohl unser Verständnis einer Handlung als auch die Fähigkeit, dieselbe Handlung zu spiegeln, sind für das Lernen, die Sprachwahrnehmung und die emotionale Intelligenz von großer Bedeutung. Spiegelneuronen sind eng mit unserer Fähigkeit zur Empathie verbunden.
Sie helfen, uns zu verstehen, was andere Menschen fühlen. HSP erkennen und fühlen stark mit, weil ihre Spiegelneuronen so aktiv sind. Sie sind sehr gut in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen, sie wahrzunehmen und sich auf ihre Gefühle einzustellen.
Sie verarbeiten Information tiefgreifender
Forscher fanden in einer Studie, dass die hochsensiblen Teilnehmer nach einer Aufgabe, die emotional aufrüttelnd war, eine Aktivität im Gehirn zeigten, die auf eine tiefgehende Verarbeitung hindeutete.
Es wurden starke Verbindungen in Regionen gefunden, die für das Gedächtnis und das Abrufen von Erinnerungen beteiligt ist. Die Festigung des Gedächtnisses sei wichtig, um künftig auf ähnliche Situationen vorbereitet zu sein und zu wissen, wie man reagieren soll.
Gleichzeitig wurden schwächere Verbindungen zwischen der Insula und dem Hippocampus gefunden, einem Schaltkreis, von dem angenommen wird, dass er für die Emotionsverarbeitung und die Stressregulierung wichtig ist.
Diese negativen Verbindungen könnten der Grund dafür sein, dass sensible Menschen übermäßige Stimulation und größere Angstzustände empfinden.
Hochsensible Menschen reagieren anders auf Dopamin,
Dopamin ist der Neurotransmitter, der mit Belohnung und Motivation in Verbindung steht.
Forscher haben einen Bezug zwischen Hochsensibilität und 10 verschiedenen Genvarianten im Zusammenhang mit Dopamin gefunden.
Das Dopaminsystem von HSP reagiert nicht auf die gleiche Weise auf externe Belohnungen wie das von Nicht-HSP. Typische äußere Belohnungen wie eine Beförderung, die Zugehörigkeit zu einem größeren sozialen Netzwerk oder die Freude an Wettbewerben, lösen in hochsensible Personen kein besonderes Hochgefühl aus.
Die Vermutung ist, dass auf diese Weise einer Reizüberflutung vorgebeugt werden soll, die sich in solchen Situationen ergeben könnte.
Dafür fühlen sich hochsensible Menschen durch positive soziale oder emotionale Stimuli, wie ein Echtes Lächeln der Freude, mehr belohnt.
Serotonin
HSP haben eine Variante des Gens, das den Serotonin-Transporter kodiert, bekannt als 5-HTTLPR. Die 5-HTTLPR-Genvariante verringert den Serotoninspiegel im Gehirn und erhöht die Empfindlichkeit gegenüber der Umgebung.
Es gibt sogar Hinweise, dass Träger als Reaktion auf belastende Lebensereignisse eher zu Depressionen neigen.
Doch »eine genetisch bedingte mangelhafte Funktion des Serotonintransporters wäre nicht durch die gesamte Evolution hindurch aufrechterhalten worden, wenn sie nur negative Auswirkungen hätte«, und die zunehmende Forschung deutet darauf hin, dass die Variante auch Vorteile hat.
So wurde sie beispielsweise mit einer besseren Leistung bei Wahrnehmungsaufgaben in Verbindung gebracht: Mehr Risikoaversion, wenn die Gewinnwahrscheinlichkeit gering war, aber größere Risikobereitschaft, wenn die Gewinnwahrscheinlichkeit hoch war; längeres Nachdenken, bevor schwierige Entscheidungen getroffen werden, und bessere Leistung bei einer Aufgabe zur verzögerten Mustererkennung. Es hat eine verbesserte Fähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen.
Noradrenalin
Noradrenalin sind damit verbunden, wie lebhaft Menschen Emotionen erleben, wie sie sich fühlen, wenn sie von den Ereignissen um sie herum beeinflusst werden.
HSP‘ scheinen eine genetische Variante zu haben, die Emotionen besonders lebhaft macht.
Ich weiß, dass es manchmal überfordernd und überwältigend sein kann, hochsensibel zu sein; gönne dir deine Auszeit, wenn du sie brauchst. Zwinge dich nicht, Dinge zu tun, nur weil du glaubst, du musst sie tun, um dazuzugehören. Ich weiß, dass du dich manchmal wie ein Alien fühlst, der am falschen Planeten ausgesetzt wurde.
Aber ich versichere dir, alles ist mit dir in Ordnung. In bester Ordnung. Und schau, du bist nicht allein. Hier ist immer jemand, der dich verstehen wird.
Lass dich nicht von anderen verunsichern; bleibe deinen Werten treu und finde deinen Weg. In diesem Leben ist für jeden Platz. Sei gut zu dir. Alles Liebe.
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Die Autorin
Dr. Anna N. Kluger
Früher als Ärztin tätig, ist Anna heute Autorin, Mentorin und Entwicklerin des Online-Kurses „Endlich glücklich!“ Neben ihren Büchern und ihrem Kurs teilt sie ihr Wissen und ihre Expertise auf YouTube, ihrem Podcast „Du hast mehr Macht, als du denkst“ und ihrem Blog. Zur Autorenseite auf Amazon
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