Allein und einsam muss nicht dasselbe sein

Jan 23, 2019

„Ich bin allein“, sagen viele Menschen und meinen damit „Ich bin einsam“. Dabei ist Alleinsein nicht gleichbedeutend mit Einsamkeit.

Was des einen Leid, ist des anderen Freud

Sehr viele Menschen verbinden den Zustand des Alleinseins mit einem Gefühl der Einsamkeit. Wenn sie allein sind, werden sie traurig, nostalgisch und denken dabei daran, wie viel mehr Spaß sie hatten, wenn sie in Gesellschaft waren. 

Vor allem nach einer Trennung oder wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, stellt sich das Gefühl der Einsamkeit ein und äußert sich als Trauer oder Depression.

Warum gibt es Leute, die sich scheinbar nie einsam fühlen, obgleich sie alleine leben und nicht ständig in Gesellschaft anderer sind? Und warum ist es so, dass man sich alleine und einsam fühlen kann, obwohl man Menschen um sich hat?

Allein unter Leuten

Kennst du das Gefühl von deinem Arbeitsplatz, deiner Schule oder Universität, oder vielleicht sogar, wenn du mit Freunden und Bekannten zusammen bist? Du bist unter Menschen und fühlst dich dennoch allein. 

Ein Aussätziger, ein Alien unter einer Spezies, die irgendwie aussieht wie du, aber an einer DNA Stelle eine andere Sequenz besitzen muss, die einen grundlegenden Unterschied hervorbringt. Du hörst, dass ihr dieselbe Sprache sprecht, aber wovon zum Geier reden diese Gestalten? Oder bist womöglich du derjenige, mit dem etwas nicht stimmt?

Ein jeder von uns musste sich wahrscheinlich zumindest einmal mit diesem Unwohlsein plagen. Diejenigen, die es besonders oft erleben, ziehen sich nicht selten zurück und zweifeln bald an der Berechtigung ihres Daseins. Hier muss etwas schief gegangen sein; die Natur hat einen Fehler mit mir gemacht.

frau allein am tisch

 

Gott würfelt nicht

Wusste bereits Einstein, und so ist der Natur bestimmt kein Fehler mit dir unterlaufen. Deine Erfahrungen als Außenseiter führen dich schließlich zu den Fragen, die das Leben ausmachen: Was ist das alles? Was tue ich hier? Warum dieses Leben?

Einstein und Gott könnten dir diese Fragen vielleicht beantworten, aber solange du keine göttliche Offenbarung hast, wirst du dem ganzen selbst auf den Grund gehen müssen. Aber du wirst feststellen, dass jede Antwort, die dir das menschliche Gehirn gibt, keine befriedigende ist. Jede Antwort nach dem Sinn des Lebens wird bloß ein Konzept des menschlichen Verstandes bleiben, der nur eingeschränkt Zugriff auf die Realität hat.

Diese Fragen bergen jedoch etwas außerordentlich Wichtiges in sich: Du nimmst nicht mehr einfach an, was dir vorgesetzt wird, sondern beginnst zu hinterfragen. Solange du konform mit allem gehst, tust und sagst du nur, was man dir vorgegeben hat.

Wenn aber ein innerer Konflikt in dir entsteht, weil du nicht so empfindest, wie die anderen, beginnst du nachzudenken, warum das so ist. Eine echte Chance sich selbst und die Realität kennenzulernen.

Zwei Beispiele hierzu: Du sitzt zwischen deinen Kollegen und sie sprechen aufgeregt und wichtigtuerisch über das neue Projekt und du fragst dich: „Wieso nehmen die das so ernst? Als ginge es um Leben und Tod“. Oder du sitzt mit Bekannten zusammen und es wird über Autos und Urlaube, Kinderwägen oder Schulen gesprochen. Dabei vergleichen sich alle miteinander und jeder will der Beste und Klügste sein. Man sieht sich dieses Schauspiel an und fragt sich: „Ist es das, worum es geht? Muss ich im ewigen Konkurrenzkampf mit der Welt liegen? Warum darf ich nicht einfach so sein, wie ich bin?“ (siehe auch den Blogpost: Wer bin ich wirklich?).

Man kommt mit diesem seltsamen Gefühl nach Hause, ein Außenseiter zu sein, versucht vielleicht sogar noch, sich über die Interessen der andere zu informieren, doch es findet sich keine Leidenschaft und keine Begeisterung dafür.

Nicht selten zieht man sich zurück oder kapselt sich mit seinem Partner ab – denn der versteht einen wenigstens. Doch wenn man von jenem verlassen wird, dann stürzt man in ein tiefes Loch der Einsamkeit. Nun hat man niemanden mehr, man ist ganz allein. Oder?

 

einsam am Fenster

Ablenkungen und Passionen

Es gibt viele Möglichkeiten, mit dem Alleinsein umzugehen. Die einen stürzen sich in Arbeit, die anderen fokussieren sich auf ihre Gesundheit und Sport, und manche entschließen sich, dann doch die Aliens aus dem Büro oder der Arbeit zu treffen. Wobei die letzte Variante wieder unweigerlich dazu beiträgt, sich noch einsamer zu fühlen, denn diese andere Sequenz im DNA-Code lässt sich nicht leugnen und es will keine Herzlichkeit und Intimität zwischen euch entstehen.

Diese Ablenkungen sind allerdings von begrenzter Dauer und lösen das Problems der Einsamkeit eben nur temporär. Die Frage, die man sich stellen sollte, ist: „Warum ertrage ich es nicht, allein zu sein? Warum bin ich mir selbst nicht genug?“.

Wir wissen, dass es Menschen gibt, die sich wunderbar mit sich selbst beschäftigen können. Man denke nur an all die Künstler, die in ihrer Arbeit für Stunden aufgehen und sich eher gestört fühlen würden, wenn jemand bei ihnen wäre. An den Buddhisten, der für Stunden allein in Meditation sitzt. Und auch an uns selbst, die vielleicht keine Musiker, Maler, Tänzer oder Zen-Anhänger sind, können wir dieses Phänomen beobachten.

Wir kennen genug Tätigkeiten, die uns absorbieren und die wir alleine machen, unter anderem Sport, Kochen, Putzen, Lesen, Onlineshopping, Serien schauen usw.

Das Geheimnis liegt mal wieder nicht in den äußeren Tätigkeiten, sondern in unserem Inneren. Warum manche Beschäftigungen uns besser ablenken als andere, liegt daran, dass manche unsere volle Aufmerksamkeit fordern und andere nicht.

Wenn wir vollkommen bei der Sache sind, haben wir keine Zeit, über etwas anderes nachzudenken. Also hier wieder mal der Übeltäter: Negative Gedanken oder zu viel Gedanken machen.

Denken ist nicht gleich denken

Wir brauchen unser Denken, um in dieser Welt überleben zu können, kein Zweifel. Was wir nicht brauchen, ist ständiges Grübeln über Gewesenes oder dauernde in die Zukunft projizierende Gedanken.

Das eine ist mit Schuldzuweisungen (an sich selbst oder andere) und das andere mit Angst verbunden. Dann ist es kein Wunder, dass man sich schlecht fühlt, wenn man alleine mit sich ist!

Du willst in einem Monat zu einer Veranstaltung in eine andere Stadt fahren? Danke, liebes Gehirn, dass du mir hilfst ein Ticket für die Bahn und eine Unterkunft zu buchen! Du sitzt gerade auf dem Balkon mit deinem Kaffee und versuchst ein Buch zu lesen? Aber dein Verstand erzählt dir die ganze Zeit, was du noch zu erledigen hast, wie unmöglich sich dein Chef heute verhalten hat und dass du es nie zu etwas bringen wirst. Danke, liebes Gehirn, aber so wie es aussieht, werden deine Dienste gerade nicht benötigt. Ich will mich nämlich entspannen und lesen (siehe hierzu auch: Negative Gedanken loswerden).

Das ist nicht notwendiges Denken, das dich frustriert und depressiv macht. Kein Wunder, dass du nicht alleine sein willst, wenn du so mit dir sprichst. Da hat ein Partner natürlich gutgetan, denn der hat einem vom eigenen Denken abgelenkt und (hoffentlich) meistens auch nette Dinge gesagt.

Das ist die eine Seite, warum wir nicht allein sein wollen, aber natürlich gibt es da noch etwas Anderes: Gewohnheit und Angst.

 

alleinsein in der natur

Die Courage besitzen, vollkommen allein zu sein

Vor allem Frauen können sich kaum vorstellen, alleine ins Restaurant oder Kaffeehaus zu gehen; verbindet man damit doch Unternehmungen, die man nur mit dem Partner tätigt. Wie sähe das denn aus, wenn man da alleine hingehen würde? Was macht man nur, wenn man mit niemandem sprechen kann?

Neben Restaurantbesuchen, sind es vor allem Urlaube, Städtereisen und Sonntagsausflüge die in die Kategorie „Kann ich nicht alleine machen“ fallen. Und während sich das bei diesen Betätigungen auch noch eher nachvollziehen lässt (wird einer einzelnen Person im Restaurant ungern ein Tisch für zwei gegeben oder kommt das Hotelzimmer alleine teurer als zu zweit), so gibt es Beschäftigungen, die sich alleine genau so gut (wenn nicht sogar besser) unternehmen lassen.

Shoppen gehen, der Kinobesuch (man glotzt doch sowieso auf eine Leinwand und spricht mit niemandem!), die Yoga-Klasse, das Museum und Spaziergänge in der Natur zum Beispiel. Aber selbst hierbei finden sich Menschen, die sich nicht vorstellen können, diese Unternehmungen alleine zu erleben. Warum?

Das hat tatsächlich wieder mit dem Denken zu tun, denn es ist eine Einstellungssache. Wenn man sich daran gewöhnt hat, all das mit seinem Partner zu erleben, dann wird sich das Denken und daraufhin der Körper erst einmal sträuben, wenn man alleine ausgeht. Man fühlt sich unwohl, schämt sich und hat Angst.

„Wie sieht denn das aus?“, „Das ist doch peinlich“, „Alle werden denken, ich hab niemanden. Oh nein, ich hab niemanden!“. Solche Gedanken können nur negative Gefühle und Emotionen auslösen. Also, was tun?

Alleinsein – was für ein Luxus

Schnell einen neuen Partner finden, um nicht mehr allein zu sein, mag für manche vielleicht eine Lösung sein. Aber wer dieses Spiel oft durchgespielt hat, wird erkennen, dass es keine dauerhafte, befriedigende Lösung ist.

Die bessere Variante ist, seine Einstellung zu überdenken und sich mutig ins Unbekannte zu wagen. Das mag am Anfang schwer und ungewohnt sein, aber schnell wird man die Vorzüge des Alleinseins kennenlernen.

Da gibt es plötzlich keine Kompromisse, die man eingehen muss. Du alleine entscheidest! Du entscheidest, wann du wohin möchtest. Niemand, der dich drängt, niemand der dir Vorschläge macht, auf die du keine Lust hast. Niemand, auf dessen Launen du Rücksicht nehmen musst.

Du kannst machen, was du willst und wann du es willst! Was für ein Luxus!

Du lernst dich selbst von einer neuen Seite kennen. Du findest heraus, was dir wirklich Spaß macht. Du gewinnst neues Selbstvertrauen und wächst über dich hinaus.

 

Sollen die Aliens doch machen, was sie wollen. Du bist jetzt auf deinem eigenen Planeten und da hast du verdammt viel zu entdecken. Fragst du wirklich noch „warum dieses Leben“? Lebe es doch einfach, statt zu fragen.

Lebe es vollkommen und es wird unwichtig, wohin die Würfel fallen.

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2 Kommentare

  1. Petra

    Die Beiträge waren soooo gut.
    Wirklich Gänsehaut.
    Vielen Dank für diese tiefen Einblicke.

    Antworten
    • Anna

      Liebe Petra, vielen Dank für dein Feedback! Ich freue mich, wenn dir der Artikel gefallen hat.
      Alles Liebe
      Anna

      Antworten

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